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Martha trifft Frank, Daniel und Laurence

Martha, meet Frank, Daniel and Laurence. GB 1998. R: Nick Hamm. B: Peter Morgan. K: David Johnson. S: Michael Bradsell. M: Ed Shearmur. D: Monica Potter, Rufus Sewell, Tom Hollander, Joseph Fiennes u.a.
88 Min. PolyGram ab 6.8.98
Von Nikolaj Nikitin Träumen wir nicht alle davon, endlich die große Liebe unseres Lebens zu finden? Einige Glückliche haben's geschafft (bzw. denken es wenigstens), andere werfen sich ewig vor, sie immer zu übersehen, und die meisten halten diese Vorstellung eh für Humbug. Seit jeher propagiert das Kino dieses Szenario einer unsterblichen Liebe, oft auf den ersten Blick – bei manchen auf den ersten Biß.

Dabei bekommen wir immer wieder übermäßig schön geschminkte Menschen serviert, die sich ohne jegliche Motivation Herz über Kopf in einander verlieben und nach einigen Torturen ein schmalziges Happy End zelebrieren – emotionslose Hülsen. Dabei konzentriert sich die Inszenierung oft so sehr auf das Paar, daß die sonstige Geschichte und vor allem der Zuschauer ganz vergessen wird. Die amüsieren sich auf der Leinwand, während der Zuschauer vor Langeweile Trübsal bläst. Ihnen gegenüber stehen die Götter der Leinwand: Cary Grant, Katherine Hepburn, Carole Lombard, Jimmy Stewart…

In den 90ern schaffte es allein Meg Ryan, diesen Glamour und Herzschmerz darzustellen. Nun kriegt sie Konkurrenz. Ihr Name ist Monica Potter und ihre Berufung ist Herzensbrecherin. Obwohl die junge Amerikanerin schon Rollen in größeren Produktionen spielte (ihre kurze Präsenz als Ehefrau von Nicolas Cage in Con Air zeugt bereits von großem Talent), findet sie erst mit der Rolle der Martha ihre wahre Bestimmung: Everybody`s Sweetheart.

Sie bezaubert nicht nur die drei Jugendfreunde Frank, Daniel und Laurence, die sie innerhalb eines Tages treffen und sich alle mehr oder minder in sie verlieben, auch den Betrachter zieht sie unwiderstehlich in ihren Bann. Unterstützung bekommt Monica Potter von den charmanten jungen Darstellern, die mit ihren unverbrauchten Gesichtern überzeugend drei Kumpels darstellen, die sich zwar ein Leben lang kennen, aber längst nicht mehr »richtig« miteinander kommunizieren.

Zwar erzählt Regisseur Nick Hamm mit Martha trifft Frank, Daniel und Laurence die älteste Geschichte der Welt, der Film schafft es aber durch eine gut strukturierte Konstruktion immer wieder zu fesseln. So setzt sich erst langsam die Story aus vielen Einzelheiten zusammen, und wir erleben einige humoristische Situationen aus mehreren Perspektiven, was den Reiz noch steigert. Das reizvollste ist allerdings die absolute Entdeckung des Jahres: Monica Potter. Ups, da waren wir doch schon.

Neben der galanten Dramaturgie und Schauspielerführung ist diese »Channel Four«-Produktion äußerst gut fotographiert und ausgeleuchtet – womit die Engländer sonst eher so ihre Probleme haben. Martha trifft nicht nur die Jungs, sondern auch genau den Zeitnerv und schwimmt auf der Erfolgswelle des jungen britischen Kinos, angeführt von den tanzenden Nackedeis. Dabei füllt nicht nur das anrührige Lächeln der Hauptdarstellerin das Herz mit Wonne, sondern auch ihre Entschlußkraft, sich einfach in den nächstbesten Flieger zu setzten und einem besseren Leben entgegen zu fliegen. Das sollte Katja Riemann vielleicht auch mal versuchen. 1970-01-01 01:00

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