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O. USA 2001. R: Tim Blake Nelson. B: Brad Kaaya. K: Russell Lee Fine. S: Kate Sanford. M: Jeff Danna. P: Chickie the Cop. D: Mekhi Phifer, Josh Hartnett, Julia Stiles, Elden Henson, Andrew Keegan, Rain Phoenix, Martin Sheen u.a.
98 Min. Concorde ab 24.1.02
Von Frank Brenner Wenn Baz Luhrmann das gewußt hätte, hätte er es sich vielleicht noch einmal überlegt, ob er Romeo+Julia wirklich drehen soll. Seit seine ultrahippe Shakespeare-Verfilmung 1997 in die Kinos kam und dermaßen erfolgreich wurde, schwappen unzählige Modernisierungen von Shakespeare-Stoffen über uns. Kaum eine davon ist eine interessante Neuinterpretation der klassischen Motive und immer seltener wird dabei auf die Originalverse des Barden zurückgegriffen.

Tim Blake Nelsons Version des »Othello«-Stoffes spielt an einer US-Highschool unter Basketballchamps. Die Titelfigur heißt hier Odin und spricht nicht mehr in Jamben, sondern im Harlem-Slang. Nelson beraubt den Stoff damit seiner größten Qualität, der Sprache. Wenn man sich schon damit abfinden muß, daß anstelle renommierter und talentierter Bühnendarsteller angesagte Jungstars die Hauptrollen übernehmen, wären wohlklingende Dialoge eine willkommene Entschädigung gewesen. Dieser ebenfalls beraubt, bleibt dem Zuschauer nicht viel mehr als ein ansprechender Plot (Shakespeare eben!), dessen Einmaligkeit im Laufe der letzten dreihundert Jahre und im Zuge unzähliger Adaptionen und Abwandlungen nicht mehr gegeben ist. »Shakespeare war ein Dichter? Ich dachte, der würde Drehbücher schreiben.« So selbstironisch wie in diesem kleinen Zitat ist Nelson im ganzen restlichen Film nicht mehr.

Bedeutungsschwanger eröffnet er O mit einem Schwarm weißer Tauben, die mit dem Maskottchen des Basketballteams Hawks, einem Falken, kontrastiert werden, die zur Musik von Verdis Oper »Otello« hysterisch mit den Flügeln schlagen. Zusätzlich unterlegt ist das Ganze mit einem von Josh Hartnett pathetisch dargebrachten Monolog über den Sinn des Lebens. Der Film schließt mit den gleichen Bildern, der gleichen Musik und dem gleichen pathetischen Monolog. O, Symbol und Sinnbild für eine runde Sache eben. Das Loch in dessen Mitte hat wohl niemanden interessiert.

Leid getan haben mir die beiden Darsteller Elden Henson und Martin Sheen: Henson, weil der grandiose Star aus The Mighty in diesem Film der einzige ist, der schauspielerisches Talent erahnen läßt; Sheen, weil er ständig mit puterrotem Kopf herumschreien muß und es so aussieht, als würde O nach Apocalypse Now sein zweiter Film, bei dessen Dreharbeiten er einen Herzinfarkt erleidet. 1970-01-01 01:00
© 2012, Schnitt Online

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