— — —   DER SCHNITT IST OFFLINE   — — —

Schiffsmeldungen

Shipping News. USA 2001. R: Lasse Hallström. B: Robert Nelson Jacobs. K: Oliver Stapleton. S: Andrew Mondshein. M: Christopher Young. P: Miramax. D: Kevin Spacey, Julianne Moore, Judi Dench, Cate Blanchett, Rhys Ifans, Pete Postlethwaite u.a.
111 Min. Concorde ab 28.3.02

Schriftstellerische Tristesse

Von Frank Brenner Wasser ist das Element, das Quoyles Leben am nachhaltigsten bestimmt. So beginnt Lasse Hallströms Verfilmung des Pulitzer-Preis-gekrönten Romans von E. Annie Proulx auch mit dem sprichwörtlichen Sprung seines Protagonisten ins kalte Wasser. Diesen führt er jedoch nicht freiwillig aus, sondern gezwungenermaßen – Quoyles rabiater Vater möchte dem Jungen mit Brachialgewalt das Schwimmen beibringen.

Die daraus resultierende Wasserphobie muß der in Folge von Kevin Spacey dargestellte Eigenbrötler im Laufe des Films ebenso überwinden wie seine Unsicher- und Introvertiertheit. Ausgenutzt und vom Leben enttäuscht wagt er im Land seiner Ahnen einen Neuanfang als Reporter des dortigen Lokalblättchens.

Neufundland, die filmisch bislang selten erschlossene Insel vor der Ostküste Kanadas, bietet Hallström die unwirtliche, aber atmosphärisch ansprechende Kulisse für ein Epos um die Selbstfindung eines scheuen Mannes. Der schwedische Regisseur hat sich in den letzten Jahren zum Experten auf dem Gebiet von Literaturverfilmungen gemacht und beweist auch hier wieder, daß er den Geist des geschriebenen Originals zu verdichten und optisch eindrucksvoll aufzulösen versteht. Sein Drehbuchautor Robert Nelson Jacobs schaffte es auch, die zahlreichen Handlungsstränge unter einen Hut zu bringen und somit die filmeigene Erzählstruktur nicht zu gefährden.

Herausgekommen ist ein getragenes, ruhiges Werk mit fein ausgearbeiteten Charakterzeichnungen. Dank der nuancierten Darstellerleistungen einer ganzen Reihe renommierter Schauspieler wird Schiffsmeldungen so zu einem intensiven und gefühlsechten Film. Judi Dench setzt genauso wie Pete Postlethwaite Glanzlichter in einer Nebenrolle. Am meisten überrascht jedoch Cate Blanchett, die im Kinojahr 2002 fast schon ein wenig zu präsent ist. Hier, in einer nur wenige Minuten dauernden Gastrolle, ist sie als skrupelloses Luder, das Kevin Spacey um den Verstand bringt, völlig gegen ihr sonstiges Image besetzt und mit Perücke und Make-up kaum wiederzuerkennen. Dennoch oder gerade deswegen meistert sie diesen Part auf grandiose Weise.

Daneben ist es der oftmals geradezu freche Humor, der die tristen Bilder und das ansonsten kaum auszuhaltende trostlose Seelenleben der Protagonisten angenehm kontrastiert und für wohltuendes Schmunzeln sorgt. Es fällt angenehm auf, daß Hallström auf eine hollywoodmäßige Verkleisterung der lediglich angedeuteten Liebesbeziehung zwischen Spacey und Julianne Moore verzichtet. Schon allein das macht seine Überlegenheit zu der völlig banalen Oscar-Hoffnung A Beautiful Mind deutlich. 1970-01-01 01:00
© 2012, Schnitt Online

Sitemap