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Sweet Home Alabama

Sweet Home Alabama. USA/D 2002. R: Andy Tennant. B: Douglas J. Eboch, C. Jay Cox. K: Andrew Dunn. S: Troy Takaki, Tracey Wadmore-Smith. M: George Fenton, Ronnie Van Zant. P: Touchstone Pictures. D: Reese Witherspoon, Josh Lucas, Patrick Dempsey, Candice Bergen u.a.
108 Min. Buena Vista ab 19.12.02

Berechenbare Südstaatenunterhaltung

Von Christian Gruber Jawohl, jetzt ist es offiziell: Andy Tennant ist ein moderner Märchenonkel. Alljährlich schart er seine vornehmlich weiblichen Zuhörer um sich, zündet den Kamin an und gibt seine Märchen feil: Anna und der König erschuf eine Art opulente märchenhafte Kostümwelt, Auf immer und ewig wollte ein realistisches »Cinderella« sein und auch seine frühen Filme Eins und eins macht vier oder Fools Rush In lebten von illustren Grimmschen Figuren, die manchmal sogar gegen ihren Willen zusammengebracht werden, nachdem sie sich im Großstadtwald verirrten. Gemein ist Tennants märchenhaftem Output, daß er durch und durch vorhersehbar ist, wie in kühnsten Produzententräumen entworfen wirkt und trotzdem mühelos köstlich unterhält. So köstlich, daß man ihm und seiner Darstellerriege bei der diesjährigen Märchengeschichte allerlei durchgenudelte Südstaaten-Kalauer verzeiht und sich plötzlich beim Mitsummen des unsäglichen Titelsongs ertappt.

Sweet Home Alabama ist ein pastellfarbenes Eskapismusbonbon und eine herrliche Spielwiese für Märchenfee Reese Witherspoon in ihrer ersten Hauptrolle seit dem überraschendem Durchbruch mit dem US-Sommerhit Legally Blonde: Als New Yorker Mode-Designerin Melanie erlebt sie das Liebes- und Lebensglück. Ihre Branche feiert sie, sie ist mit dem attraktiven Sohn der Bürgermeisterin verlobt – keine dunkle Wolke in Sicht. Aber natürlich gibt es am Horizont einen Haken: Keiner von ihren Großstadtfreunden kann ahnen, daß der Glücksstern Melanie neben einem penetranten Südstaatenakzent auch einen Ehemann im heimatlichen Alabama zurückgelassen hat, der seit Jahren nicht in die Scheidung einwilligen will. Das Märchen nimmt seinen Lauf: Melanie muß in die Heimat zurückkehren, um so manche wertvolle Lebenslektion zu lernen. Dabei ist es auch für den Zuschauer hilfreich, daß der Ehegatte Josh Lucas ein vor Charme strotzendes und nur vordergründiges Landei ist, daß die Eltern zwar kauzig und ungehobelt, aber natürlich auch Seelen von Menschen sind und der grobschlächtige Freundeskreis jedes Klischee bedient, sich aber dennoch als clever, liberal und sowieso großartig erweist.

Sweet Home Alabama bietet keine Überraschungen und ist trotzdem gut. Tennants Timing ist wunderbar. Reese Witherspoon findet die Balance, eine potentiell zickige Figur sympathisch wirken zu lassen. Candice Bergen als machtbewußte und knöchrig verschlagene NYC-Bürgermeisterin und damit als böse Märchenhexe, ist für so manch bissigen Kommentar zu haben und bekommt am Ende ihr verdientes Fett ab. Für einen beschaulich lustigen Kinoabend reicht das aus, und mehr scheint der Märchenonkel auch nicht im Sinn gehabt zu haben. 1970-01-01 01:00
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