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Echoes – Stimmen aus der Zwischenwelt

Stir of Echoes. USA 1999. R,B: David Koepp. K: Fred Murphy. S: Jill Savvitt. M: James Newton Howard. P: Hofflund/Polone. D: Kevin Bacon, Kathryn Erbe, Zachary David Cope, Kevin Dunn u.a.
95 Min. Highlight ab 10.2.00

The Sixth Sense

USA 1999. R,B: M. Night Shyamalan. K: Tak Fujimoto. S: Andrew Mondshein. M: James Newton Howard. P: Hollywood Pictures, Spyglass. D: Bruce Willis, Haley Joel Osment, Toni Collette, Donnie Wahlberg u.a.
107 Min. Constantin ab 30.12.99
Von Thomas Warnecke Bruce Willis unternimmt nach dem Color of Night-Debakel seinen zweiten Anlauf, als Psychologe zu überzeugen. Diesmal bekommt er dafür gleich zu Beginn eine Kugel verpaßt - und erst verwundet läuft er ja bekanntlich zur Höchstform auf… Jedenfalls ist er gewarnt und versucht als Kinderpsychologe Dr. Malcolm Crowe beim kleinen Cole Sear (Haley Joel Osment, der kleine Forrest Gump) alles richtig zu machen. Nicht ganz einfach, der 8-jährige erhält nämlich andauernd Besuch aus dem Jenseits.

Haley Joel Osment erreicht eine beängstigende Präsenz. Er übt eine ähnlich magische Anziehungskraft aus wie der kleine Junge in Shining, sieht manchmal erschreckend alt aus und ist doch ein ganz verletzliches Kind. Die Kombination kleiner Junge/Superstar hat The Sixth Sense zum bisher größten Erfolg in Bruce Willis' Karriere werden lassen. Auch in Echoes ist Kevin Bacon ein kleiner Junge an die Seite gestellt. Daß sein Filmsohn aber wegen seiner medialen Fähigkeiten etwas neben sich steht, entgeht dem Normalo Tom Witzky (Normalo Bacon überzeugend). Auf einer Party hat er sich widerwillig hypnotisieren lassen, und seitdem ist nichts mehr wie vorher.

Besser als der oft bemüht rätselhafte Sixth Sense beherzigt Echoes-Regisseur und Autor David Koepp die gute alte Kinoweisheit, daß man Außergewöhnliches am besten in gewöhnlicher Umgebung ansiedelt. Eine Chicagoer Nachbarschaft mit ihren Leichen im Keller, die aber leider nicht dort bleiben.

Horrorfilmhelden der 90er sind Horrorfilmfreaks, die die Gesetze des Genres kennen und sich ironisch zu ihren eigenen Geschichten verhalten. Das macht die Jugendlichen aus Scream etc. nicht authentischer, vielmehr sehen sie aus wie College-Soap-Erfindungen - Endlosschleife der Selbstreflexion. Tom Witzky ist mit wichtigeren, gewöhnlicheren, kleineren Problemen beschäftigt, als daß er Zeit für einen analytischen Blick auf Halloween-Fortsetzungen hätte.

Echoes verzichtet auf ironische Spielchen und setzt auf eine solide, schnörkellose Inszenierung. Fred Murphys Kameraführung ist zurückhaltend und verhältnismäßig statisch, und so lebt der Film vor allem von subtil plazierten Schockern – ein abbrechender Fingernagel ist ein Tritt in den Magen, von dem sich der Zuschauer so schnell nicht erholt. Ein klassischer Horrorfilm, der Thrill-Qualitäten besitzt und ohne den Authentizitätshype von The Blair Witch Project authentisch wirkt, weil er auf eine altmodische Weise an seine Geschichte glaubt und gerade in dieser Naivität originell wirkt.

Bruce Willis' Dr. Crowe greift ebenfalls nicht auf Horrorfilme zurück, um die seltsame Totenwelt seines Patienten zu verstehen. Stattdessen setzen er und mit ihm die Regie von Manoj Night Shyamalan auf Einfühlung; tastend bewegt sich die Kamera von Tak Fujimoto auf die Personen zu, deren Körper oft nur in Ausschnitten zu sehen sind, als sollte ihre wirkliche Anwesenheit befragt werden. Da Sensibilität aber auch zur Länge werden kann, belohnt der Film mit einer fantastischen Pointe, die nicht weniger als die ultimative Deutung der Zuschauerrolle bietet… Wer sie verrät und wer – noch schlimmer – nachher kräht »Ich hab's gesehn«, gehört mit Schimpf und Schande in eben jenes Jenseits befördert, aus dem er dann unschuldige kleine Jungs ärgern kann. 1970-01-01 01:00

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