Mission Blues
Von Frank Brenner
Vor 25 Jahren wurde die Sonde Voyager mit Botschaften in 50 Sprachen und einigen Musikstücken als Beweis für die Fortschrittlichkeit und Kultur der Erdbevölkerung auf Mission ins All geschossen. Sollte auf fernen Planeten intelligentes Leben existieren, ist dafür gesorgt, daß sie den Blues hören. Einer der vertretenen Songs stammt nämlich von Blind Willie Johnson, dessen Song The Soul of a Man Wenders' neuem Musikdokumentarfilm den Titel gab.
Eingerahmt von den Informationen über die Songs für die Ewigkeit und die unendlichen Weiten schildert Wenders auch die Schaffensgeschichte zweier weiterer Bluesmusiker des 20. Jahrhunderts, Skip James und J.B. Lenoir. Wie könnte er dies auch anders tun, als die Musik der schwarzen Vollblutmusiker für sich selbst sprechen zu lassen. Zum einen durch Archivaufnahmen der Ende der 60er Jahre jung verstorbenen Blueser, zum anderen durch aktuelle Neuinterpretationen ihrer Stücke durch Stars der Szene wie Lou Reed, Bonnie Raitt und Cassandra Wilson.
Wo es an Originalbilddokumenten mangelt (vor allem beim lediglich 1927 akustisch aufgenommenen Johnson), hat Wenders mit Schauspielern die Auftritte nachgestellt.
Daß er hierfür Schwarzweiß verwendete, ist nachvollziehbar und fügt sich harmonischer in die Originalaufnahmen ein. Daß er die Wiedergabe auf die aus Slapstickstummfilmen gewohnte Weise beschleunigte, Zwischentitel einfügte statt Dialoge sprechen ließ, dafür aber Musik und Geräusche synchron zu den Bildern wiedergibt, wirkt nicht wie beabsichtigt komisch, sondern stellt peinliche Ausrutscher in einer ansonsten liebevoll und ästhetisch wie künstlerisch reizvoll gestalteten Dokumentation dar.
In der Reihe »The Blues« werden im Abstand sechs weitere Filme folgen, u.a. inszeniert von Martin Scorsese, Clint Eastwood und Mike Figgis.
1970-01-01 01:00