Von Ralf Möller
Manchmal ist es nur von kleinen Dingen abhängig, ob ich einen Film mag oder nicht. Das gepunktete Kleid der Hauptdarstellerin oder der Waffenfetisch des Hauptdarstellers. Bei Verhandlungssache, dem neuen Film von F. Gary Gray weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll mit dem Lob. Jenem Regisseur, dessen letztes Werk, der Vier-Afroamerikanerinnen-Überfall-Film Set It Off, schon Anlaß zu starken Zweifeln an seinen Fähigkeiten als Filmemacher gegeben hat.
Doch gibt man ihm ein spannendes Drehbuch und ein paar charismatische Darsteller, schon legt er einen der besten Actionthriller der letzten Jahre vor. Dabei ist ihm das Kunststück gelungen, eine ziemlich ausgewogene Mischung aus rasanten Actionsequenzen und kammerspielartigen Wortduellen zwischen den Negozianten Samuel L. Jackson und Kevin Spacey zu finden, ohne das Tempo auch nur einen Augenblick aus den Augen zu verlieren.
Mag sein, daß an einigen Stellen der Stil über die Geschichte und die Schauspielkunst über die Figuren triumphieren. Eine Tatsache, die man eher positiv verbuchen sollte. Deshalb ist Verhandlungssache auch ein »High Concept Film With a Brain«. Am Ende wird einem eines auf jeden Fall in Erinnerung bleiben: der letzte große Auftritt von J.T. Walsh, einem der grandiosesten Nebendarsteller der 80er und 90er Jahre, in einer seiner typischen Rollen als korrupter Cop.
1970-01-01 01:00