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Juno

USA 2007. R: Jason Reitman. B: Diablo Cody. K: Eric Steelberg. S: Dana E. Glauberman. M: Matt Messina. P: Fox Searchlight, Mandate Pictures u.a. D: Ellen Page, Michael Cera, Jennifer Garner u.a.
92 Min. Fox ab 20.3.08

Schwer verliebt

Von Nina Schattkowsky Juno. Ein Name (und ein Film) mit Charakter. Junos Vater, der seinen Junikäfer auf sympathisch rauhe Art liebt, beschützt und freiläßt, hat den Namen nach der römischen Göttin der Geburt und der Ehe ausgesucht – ohne jedoch zu wissen, als was für ein Omen sich diese Wahl entpuppen würde. Juno ist in nahezu jeder Hinsicht so außergewöhnlich wie ihr Name. Niemand sonst kombiniert Schlabberlook, Pfeife im Mund und samtenen Großvatersessel, um im Vorgarten des Ex-Freundes/besten Freundes/Bandkollegen Paulie Bleeker Posten zu beziehen. Der mythischen Note ihres Namens Rechnung tragend, findet sich Juno schließlich zur eigenen Überraschung und zum schlagfertig unterhaltsamen Zorn ihres Vaters mit einer Teenagerschwangerschaft konfrontiert. Schnell entschließt sie sich zur Adoption und nimmt selbst die Auswahl der neuen Eltern in die Hand. Und so umkreisen alle Figuren des Films den wachsenden Bauch von Juno wie Planeten im Orbit. Vater, Stiefmutter, Kindsvater Bleeker, Adoptiveltern und Freundin beäugen, bewundern und verzweifeln mit und an diesem flatterigen, vorlauten Teenager, dessen Situation nie wirklich ernst wird. Der Film ist eine Komödie mit spritzigen und ungewöhnlichen Dialogen, deren Tempo einem bisweilen den Atem nehmen kann.

Das neue Leben, das in Juno heranwächst, rückt wie nebenbei, wie aus Versehen, das Thema Familie und ihre unterschiedlichen Formen in den Mittelpunkt. Juno lebt mit Vater und Stiefmutter zusammen, während ihre leibliche Mutter weit weg von ihr und der Filmhandlung eine neue Ersatzfamilie gegründet hat. Die Adoptiveltern dagegen sind ein reiches Yuppiepärchen, denen es an nichts außer einem Kind zu fehlen scheint. Und schließlich Junos eigene kleine Familie, die noch zu jung ist, um wirklich eine zu sein. Zwischen High School-Abschlußbällen, dem Sportplatz und einem wunderbaren Soundtrack sind Juno und Bleeker immer hauptsächlich Teenager, hauptsächlich unbeschwert. Nur wenige Momente läßt der Film Juno verwundbar, enttäuscht oder verzweifelt sein.

Ein Film, der nicht bewertet; weder Junos Blauäugigkeit noch den werdenden Adoptivvater, der sich, noch nicht bereit für die Vaterrolle, in Juno vernarrt. Im Mittelpunkt stehen die sorgfältigen und liebenswerten Charaktere in einem Film der, rotzfrech wie Juno, Themen wie Schwangerschaft, Abtreibung, Scheidung, Verhütung und Erwachsenwerden behandelt. Bisweilen verwundert der heitere, schwerelose Grundton des Films bei so belastenden und konfliktreichen Themen. Doch scheinen gerade diese Gegenpole seine Stärke auszumachen. Denn schließlich ist es Juno, die im Zentrum des Films steht, und als Teenager nimmt man die Welt einfach nicht so ernst. 2008-03-17 11:21

Abdruck

Dieser Text ist erstmals erschienen im Schnitt #49.

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