Rage Against the Machines
Von Nils Bothmann
Das Ende von
Terminator 3 hatte es bereits angedeutet, sechs Jahre später wird es nun wahr: Der Krieg gegen die Maschinen wird weiter auf der Kinoleinwand ausgetragen. Zum ersten Mal nicht in der Gegenwart angesiedelt, sondern im Jahre 2018, in einer postapokalyptischen Zukunft, in der menschliche Widerstandskämpfer sich gegen die Maschinen verteidigen, nachdem Supercomputer Skynet die menschliche Zivilisation mittels provoziertem Atomschlag ausgelöscht hat. Jedoch wurde bereits im Vorfeld mit Spannung danach gefragt, ob der sich neu orientierende Film, ohne Arnie-Terminator in der Hauptrolle und unter der Fuchtel von
Drei Engel für Charlie-Regisseur McG einen würdigen Anknüpfungspunkt bieten würde.
Ausgerechnet McG ist derjenige, der seinen Job bei
Terminator – Die Erlösung noch am besten erledigt, denn auf rein inszenatorischer Ebene kann man dem vierten
Terminator-Film am wenigsten vorwerfen. Es geht wieder in die Richtung der eher düsteren ersten beiden Teile, auf gekünstelte Humoreinlagen wie in
Terminator 3 wird verzichtet. Auch die amerikanische Jugendfreigabe PG-13 hat nicht McG verschuldet, der Film wurde auf Produzentenwunsch heruntergeschnitten, wobei auf DVD vermutlich mal wieder die längere Fassung ins Haus steht. Wirklich auffällig sind die Änderungen in den Actionszenen nicht, es wird in flüssig-dynamischer Weise gesprengt, geschossen und gestorben, natürlich unterstützt von überzeugenden Computereffekten und kinetischem, aber nicht zu hektischem Schnitt.
Doch trotz seiner visuellen Pracht vermag
Terminator – Die Erlösung nicht zu überzeugen. Zu blaß bleiben die Figuren, zu uninteressant der Plot. Schuld an ersterem trägt unter anderem Hauptdarsteller Christian Bale, der bereits durch seine cholerischen Attacken am Set von sich reden machte. An sich für den Part des Marcus Wright vorgesehen, entschied er sich für die Rolle des John Connor – im ursprünglichen Skript eine Randfigur. Auf Wunsch des Stars und zur Rechtfertigung seiner Erstnennung in den Credits wurde der Part massiv ausgebaut, mehr Tiefe hat er allerdings nicht erhalten: Alles, was man über John Connor weiß, weiß man aus den drei Vorgängern, hier wird seine Figur zum redenschwingenden Messias des Maschinenkriegs reduziert, der außer standhaft vorgetragenen Ansprachen wenig vorzuweisen hat.
Mit seinem (immerhin selbstgewählten) Schicksal steht Bale allerdings nicht allein da: Moon Bloodgood, Bryce Dallas Howard, Helena Bonham Carter, Michael Ironside – allesamt gestandene Mimen, die allerdings mit gerade mal zwei bis drei Szenen verheizt werden und deren Figuren daher kein Profil gewinnen. Stattdessen gibt es Jadagrace als schwarzes kleines Mädchen als (dramaturgisch vollkommen unwichtige) Identifikationsfigur für die Generation Obama. Bereits mehr Platz räumt man Anton Yelchin als jugendlicher Verkörperung von Kyle Reese ein, dessen Hintergründe allerdings ebenfalls in drei Nebensätzen abgehandelt werden.
Einzig und allein der Charakter des Marcus Wright, verkörpert von Sam Worthington, wird ansatzweise ausgearbeitet, doch auch hieraus macht
Terminator – Die Erlösung zuwenig: Man erfährt anfangs zwar, daß Marcus für den Mord an seinem Bruder und zwei Cops verantwortlich ist, Details hierzu werden dem Publikum vorenthalten. Auch die Enthüllung, daß es sich bei Marcus um einen Cyborg handelt, kann den Zuschauer kaum überraschen, da dies bereits im Trailer bekannt gegeben wurde und Worthington die Rolle in der ersten Filmhälfte auch dermaßen steif spielt, daß man von selbst darauf kommen kann. Immerhin sind hier noch die interessantesten Ansatzpunkte des Films, auch wenn nicht unbedingt danach gefragt wird, ob Marcus von elektrischen Schafen träumt: Wann endet das Mensch-Sein, wo beginnt das Maschine-Sein? Kann ein Cyborg Liebe empfangen oder geben? Ist ein unwissender Spion schuldig oder unschuldig?
Verfolgt werden die Ansätze jedoch kaum, stattdessen hetzt man die drei Hauptfiguren durch die Geschichte, deren Verlauf bald von allerlei Drehbuchschwächen und Logiklücken gepflastert ist. Gerade die von Film zu Film problematischer werdende Zeitreiselogik produziert im vierten
Terminator diverse Brüche in der Glaubwürdigkeit. Kurzfristig lenkt die Materialschlacht von derartigen Mankos ab, eine furios gefilmte Attacke von Motorradterminatoren zeigt, was möglich gewesen wäre. Derartige Qualitäten vermißt man im Showdown dann leider, in dem sich die drei Hauptfiguren gefühlte 50 Mal gegenseitig retten, ohne daß dies die Spannung wirklich steigern würde.
Am Ende steht dann die dreiste Ankündigung einer Fortsetzung, was aber immerhin ehrlich ist, da noch nicht mal des Terminators Heldentod und die Zerstörung von Skynet in
Terminator 2 einen dritten Teil verhinderte. Wenn
Terminator – Die Erlösung dann allerdings die Vorgänger zitiert, durch die Zitate »I’ll be back« und »Come with me if you wanna live«, durch das Einspielen von »You Could Be Mine« von Guns’n’Roses und durch einen Miniauftritt von Arnold Schwarzenegger, dann wird dem Zuschauer allerdings schmerzlich bewußt, daß McGs Fortsetzung nur ansatzweise jene Standards erfüllt, die von den Vorgängern festgelegt wurden.
2009-06-03 10:22