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Kiss in Attack of the Phantoms

USA 1978. R: Gordon Hessler. B: Jan Michael Sherman, Don Buday. K: Robert Caramico. S: Peter E. Berger. M: Hoyt Kurtin, Fred Carlin. P: Hanna-Barbera. D: Peter Criss, Ace Frehley, Gene Simmons, Paul Stanley, Anthony Zerbe, Carmine Caridi, Deborah Ryan, John Dennis Johnston
96 Min. Edel ab 24.7.09

Sp: Englisch (DD 2.0). Bf: 1:33:1.

Phantom der Opas

Der einzige abendfüllende Spielfilm mit Kiss erscheint als Teil der »Kissology Vol. 2« auf DVD

Von Sascha Seiler Ihr Autor erinnert sich noch, als er den Film, das ist jetzt keine Lügengeschichte, im Jahr 1979 in einem südamerikanischen Kino sah. Kiss waren gerade ganz hoch in den Charts mit »I Was Made for Lovin’ You« von der Platte »Dynasty«, und folglich verzichtete man in dem Kino auf die »Phantom«-Poster und plakatierte stattdessen mit dem „Dynasty“-Plattencover. War ja auch egal, Hauptsache, Kiss sind drin. Der Film beginnt mit einem Kiss-Song (»Rock’n’Roll All Nite«) und einem überdimensionierten, nach heutigen FX-Maßstäben etwas schlecht ausgeschnittenen Gene Simmons (aka The Demon), der die für den Film zentrale Achterbahn hochstiefelt. Ist er das oder die Phantome im Park? Wahrscheinlich, auf jeden Fall habe ich gleich Angst bekommen, also damals, 1979.

Dann beginnt aber erstmal der, zugegeben, anfangs etwas zähe Plot: Ein junges Pärchen verbringt einen Tag im Vergnügungspark, doch der Junge verschwindet im Labor des für die elektronischen Animationen verantwortlichen Chefingenieurs. Wir werden Zeuge eines Gesprächs zwischen besagtem Ingenieur und dem Parkbesitzer; offensichtlich soll der Ingenieur gefeuert werden, obwohl er mit dem Boß den Park aufgebaut hat. Ob es daran liegt, daß er ein größenwahnsinniger Irrer ist, der die Welt versklaven will, oder weil er gegen das vom Parkbesitzer an jenem Abend angesetzte Kiss-Konzert protestiert hat, ist nicht genau herauszufinden. Denn das Gespräch wird von prolligen Jugendlichen unterbrochen die für das sorgen, was man in den 70er Jahren im US-Kino wohl unter »Ärger« verstand. Der Ingenieur lockt die Prolls in die Geisterbahn, und da verschwinden sie ebenso wie der verliebte Junge vom Anfang. Fast genauso mysteriös wie die Handlung ist die Frage, wo denn Kiss so lange bleiben. Aber es geht Schlag auf Schlag weiter: Das Mädchen sucht den irren Ingenieur in seinem Labor auf, um nach ihrem Freund zu fragen, doch der schickt sie kurzerhand weg. Kurz darauf erfährt man Teil eins seines Plans: Er verwandelt echte Menschen in elektronische Kampfpuppen, so auch den Jungen und die Prolls.

Dann kommt der Kiss-Gig. Nach dem Konzert bittet das verzweifelte Mädel die Band um Hilfe. Die ist zwar ziemlich nett und entgegenkommend zu ihr, doch fragt man sich, warum Gene Simmons mit einer verzerrten Elektro-Stimme redet und warum Ace Frehley lange gar nichts sagt. Ersteres bleibt geheimnisvoll, zweiteres löst sich nach seinem ersten von drei kurzen Sätzen auf: völlige Unfähigkeit, auch nur die simpelsten Wortfetzen schauspielerisch rüberzubringen.

Nun beginnt aber die Handlung erst richtig: Der Wissenschaftler plant, Kiss zu entführen und sie mit eigens (und wenn man der erzählten Zeit glaubt, innerhalb von höchstens ein paar Stunden) hergestellten Kiss-Puppen zu ersetzen, um die Fanmeute aufzuhetzen, damit diese den Park in Schutt und Asche legt und danach wohl die Welt versklavt, das kommt nicht so genau raus. Er klaut Kiss auch ihre magischen Talismane, ohne die sie »wie normale Menschen« sind, was auch immer das heißen mag. Doch mit vereinter Telepathiekraft gewinnen sie diese noch im Käfig zurück und besiegen die falschen Kiss im Showdown auf der Bühne. Aber die Kiss-Fans hatten eh gemerkt, daß sie es nicht mit den echten Kiss zu tun hatten, auch wenn selbst ich als Fan sagen muß, daß der von den falschen Kiss gespielte Song genauso klang wie jedes andere Kiss-Stück auch.

Was soll’s, am Ende werden, um die 60minütige US-TV-Fassung auf die (vorliegende) 90minütige internationale Kinofassung zu strecken, noch ein paar alte Szenen wiederholt, und dann ist Schluß, das Gute, also Kiss hat gesiegt. Alles in allem: ein super Film.
2009-10-21 14:10

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