Genremix
Von Carsten Tritt
Was Max Schmelings Spielfilmauftritte auch heute noch anschaubar macht, ist die frische Selbstironie, mit der er seine Rolle anlegt, und die für seine begrenzten schauspielerischen Fähigkeiten entschädigen. Richtig sehenswert sind seine Filme jedoch dank der stets talentierten Regisseure und der weiteren Darsteller geblieben, die durch eigene Leistungen glänzen, und es dennoch schaffen, Schmeling als homogenen Teil des Ensembles einzubinden. In
Knock Out sind dies Fritz Odemar, Otto Wernicke, der seinen Boxmanager Schmidtchen mal wieder nah an seine Paraderolle als »Lohmann« aus
M – Eine Stadt sucht einen Mörder und
Das Testament des Dr. Mabuse anlehnt, ein sehr junger Hans Richter, sowie ein wie häufig viel zu kurzer Auftritt von Wilhelm Bendow, dessen quengelnde Stimme auch heute noch jedem aus seinem von Loriot fürs Fernsehen bebilderten Rundfunksketch »Auf der Rennbahn« vertraut sein dürfte. Zudem begeistert ein Auftritt der Kabarettistin und späteren Ordensschwester Ida Vermehren, und für ganz aufmerksame Zuschauer gibt es zudem Max Schreck in einer Kleinstrolle zu entdecken.
Nachdem Schmelings Debüt
Liebe im Ring noch vom großartigen Reinhold Schünzel inszeniert wurde, übernahm bei Schmelings jetzt auf DVD erschienenen zweiten Film
Knock Out der Tscheche Karel Lamač die Regie (übrigens, für die Societyfans unter unseren Lesern sei es angemerkt, der Ex-Ehemann der Hauptdarstellerin Anny Ondra, deren zweiter Gatte Schmeling war). Schmeling spielt Max Breuer, der als Theaterbeleuchter zwar den ganzen Tag von Mädels umgeben ist, ohne jedoch tatsächlich bei einer der Damen landen zu können, bis die von Ondra gespielte Marianne Plümke erscheint. Die würde zwar lieber als Stenotypistin denn als Varietéstar arbeiten, findet sich aber dann doch auf Breuers anraten mit der Situation auf dem Arbeitsmarkt ab.
Während somit Hans Heinz Zerletts Drehbuch ausreichend Gelegenheit bietet, Revuenummern in die romantische Komödie einfließen zu lassen, befolgt der Film in der zweiten Hälfte, nachdem Breuer nach einer Schlägerei entlassen, jedoch von einem Boxmanager als Talent erkannt wurde, die Regeln des Sportdramas, bis es schließlich für Breuer zum alles entscheidenden, mit recht eigenwilliger Dramaturgie choreographierten Schlußkampf kommt. Lamač hat sich übrigens auch später als hervorragender Durchmischer verschiedener Genres bewiesen, und insbesondere sein 1939 im niederländischen Exil gedrehter
De spooktrein sei auch allen Horror-, Komödien- und Krimifreunden ans Herz gelegt.
2010-05-04 12:06