Frau im Spiegel
Von Carsten Tritt
Lovelorn und die Rache des Pharao ist nach
Antrage und
Mortal Beauty der dritte und abschließende Beitrag zur ebenso heterogenen wie gelungenen Planet-B-Reihe. Und diesmal haben wir es überraschenderweise mit einem Film zu tun, der vor allem mit einem durchdachten und komplexen Drehbuch überzeugt – freilich bei einem Plot, der ebenso merkwürdig erscheint, wie bei seinen beiden Vorgängern. Diesmal führen uns die Setkulissen des Studio Babelsberg nach Paris, der Heimat des Titelhelden Nils Lovelorn, nach New York und in das Ägypten zweier verschiedener Zeitebenen.
In einer Filmwelt aus Pappmaché und Fototapeten ist dementsprechend auch sonst nichts wie es scheint, und so leidet bereits der von Mišel Matičević gespielte Lovelorn an einem dermaßen ungewöhnlichen Fall von gespaltener Persönlichkeit, daß er sich ständig in eine von Eva Hassmann gespielte Blondine namens Bebé verwandelt. Der titelgebende Pharao scheint sich nie sicher, ob er nun Antagonist oder Protagonist sein soll, irgendwann offenbart auch das Toupet eines Nobelpreisträgers seine zweite Identität, und selbst die vermeintliche Rahmenhandlung muß schließlich mehr als nur solche sein, freilich um den Preis ihrer eigenen Existenz – aber diesem schrecklichen Schicksal soll hier nicht weiter vorgegriffen werden. Jedenfalls ist
Lovelorn und die Rache des Pharao ein Film, in welchem alles nicht nur mehr ist als die Summe seiner selbst, sondern offenbar stets genau das Doppelte. Und somit ist sogar die ständige Präsenz der Twin Towers im New Yorker Teil des Films nur konsequent, haben die beiden zum Zeitpunkt der Dreharbeiten noch existenten Türme sich doch selbst verwandelt, vom ursprünglichen Wahrzeichen nun zum Mahnbild.
Es ist übrigens nicht wichtig, und vermutlich gar ganz sinnlos, die Handlung des Films außerhalb desselben nachvollziehen zu wollen, sei es anhand dieser Rezension, sei es anhand des DVD-Klappentextes; es reicht schließlich zu wissen, daß sie innerhalb des Filmes schlüssig ist; und weil es in
Lovelorn und die Rache des Pharao im wesentlichen um einen Kampf gegen die Verblödung der Dinge selbst geht – die schlimmen Konsequenzen eines komplett verblödeten Mobiliars werden im Film selbst als erschütterndes Beispiel verdeutlicht – mag der Film insofern auch als wertvoller Appell gelten, jeglichen Anzeichen von Eindimensionalität gleich im Anfangsstadium entschieden zu begegnen.
2010-10-29 10:21