Angry White Dorks
Von Asokan Nirmalarajah
Es bedarf zwar einer gewissen Anlaufzeit, aber dann kommen sie doch, die Lacher im zweiten abendfüllenden Spielfilm von Seth Gordon. 2007 machte der ehemalige Kurzfilmregisseur mit der sehr unterhaltsamen Doku
The King of Kong über ein drolliges Donkey-Kong-Videospiel-Tournament im Herzen Floridas auf sich aufmerksam, verlor aber gleich im Folgejahr das Wohlwollen der Kritiker mit seinem Hollywooddebüt, der starbesetzten Weihnachtsklamotte
Mein Schatz, unsere Familie und ich, die dank der populären Hauptdarsteller Vince Vaughn und Reese Witherspoon zu einem soliden Kassenhit wurde.
Kill the Boss, Gordons gelegentlich inspirierte, aber größtenteils mittelmäßige Verfilmung eines Skripts des Fernsehschreibers Michael Markowitz, fährt ein noch höheres Staraufgebot auf, kann aber nur wenig mehr überzeugen. Trotz einer abgegriffenen Handlung, die die besten Einfälle aus Arbeitsplatzkomödien wie
Warum eigentlich… bringen wir den Chef nicht um? (1980) und
Unter Haien in Hollywood (1994) mit der bromantischen Ekel- und Slapstickkomik von
The Hangover (2009) kombiniert, avancierte die alberne schwarze Komödie zu einem beachtlichen Überraschungserfolg bei Kritik und Publikum.
Das erste Filmskript des
Becker-Serienautoren Markowitz schmorte sechs Jahre in der Produktionshölle von New Line Cinema, bis die aufstrebenden Schreibtalente John Francis Daley und Jonathan Goldstein es überarbeiteten und produktionsreif machten. Dabei ist das Konzept von gefrusteten Angestellten, die allzu gerne die Lebenslichter ihrer widerlichen Vorgesetzten ausknipsen würden, ein so universelles und die Schilderung der immer absurderen Ereignisse aus der Sicht der drei weißen, männlichen und heterosexuellen Männer aus der amerikanischen Mittelschicht ein so konventionelles für den Hollywoodfilm, daß ein Erfolg von vornherein vorprogrammiert war. Da hätte man auch gut und gern auf die namhafte Darstellerriege verzichten können, die sich hier in klischeehaften Parts verheizen läßt, die nur bedingt komisch sind und mehrere rassistische, misogyne und homophobe Vorurteile bedienen. Während sich das zur Identifikation im Zentrum installierte Komikertrio, bestehend aus dem unkonventionellen Leading Man Jason Bateman und den witzigen Fernsehstars Jason Sudeikis und Charlie Day, mit ihrem gut aufeinander abgestimmten Zusammenspiel als brauchbare Nachfolger der drei Stooges empfiehlt, treffen die bekannteren Gesichter in den Nebenrollen selten den richtigen Ton.Während Kevin Spacey lediglich seine Scheusalrolle aus
Unter Haien in Hollywood (1994) neu auflegt, eine braunhaarige Jennifer Aniston die nicht ganz schlüssige Rolle der sexhungrigen Femme fatale gibt, und der talentierte Colin Farrell glaubt, eine schreckliche Frisur und falsche Zähne seien inhärent komisch, spaziert das Hollywood-Urgestein Donald Sutherland einmal kurz und geistesabwesend durch den Film.
Einzig Jamie Foxx als kreativ benannter Kleinkrimineller Motherfucker Jones sorgt in seinen wenigen Auftritten für einige willkommene Lacher und unterläuft als tätowierter, aggressiv auftretender Afroamerikaner dank einiger Überraschungen im Laufe der Handlung seine stereotypische Figur. Doch auch er kann
Kill the Boss, der im unbeholfenen letzten Drittel eine aufgesetzte Mordgeschichte inkorporiert, nicht davor bewahren, so konventionell zu enden wie er begonnen hat. So bleibt der Film trotz eines gelungenen Mittelteils, in dem die sich überschlagenden Ereignisse die zuvor schleppend erzählte Handlung etwas in Fahrt bringen, eine sehr konventionelle Enttäuschung im Fahrwasser des irrsinnigen Erfolgs von
The Hangover, mit der eher unerquicklichen Aussicht auf eine baldige Fortsetzung.
2012-05-14 08:59