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Max Ophüls Preis 2011

32. Filmfestival Max Ophüls Preis. D 2011. L: Gabriella Bandel, Philipp Bräuer.
Saarbrücken, 17. – 23.1.11
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Aufbruch

Von Cornelis Hähnel Bereits zum 32. Mal heißt Saarbrücken, genauer gesagt das Filmfestival Max Ophüls Preis, den deutschsprachigen Filmnachwuchs willkommen. Hier treffen sich eine Woche lang die Kreativen, die Newcomer und erfahrene Vertreter jeglicher Gewerke, um den jungen deutschen Film zu genießen. Und natürlich das Fundament für den eigenen beruflichen Werdegang zu legen. Zwar ist beispielsweise Namenspate Max Ophüls gebürtiger Saarbrücker, doch seine Karriere trug internationale Früchte und führte ihn bis nach Hollywood. Auch viele Gewinner des Festivals hatten hier ihren Startschuß für ihre nationale, aber auch internationale Karriere. Beste Voraussetzungen also, den eigenen Film hier in den Wettbewerb zu schicken.

In Der Albaner erzählt Regisseur Johannes Naber die Geschichte von Arben, einem jungen Mann, der bei seiner Familie in den albanischen Bergen lebt. Das Geld, das er als Gastarbeiter in Griechenland verdient, reicht vorne und hinten nicht und zu allem Unglück wird auch noch seine Freundin schwanger. Um sie heiraten zu können, muß er 10.000 Euro aufbringen. In seiner Verzweiflung flieht Arben illegal nach Deutschland, um dort das Geld für seine Angebetete zu verdienen. Doch mit ehrlicher Arbeit kommt man als Illegaler nicht weit und so rutscht Arben langsam auf die schiefe Bahn. Der Albaner ist ein wahrlich klassischer Film über einen durch widrige Umstände bestimmten Abstieg eines wohlwollenden Menschen. Handwerklich ist der Film gekonnt umgesetzt, auch die Darsteller können überzeugen und die Geschichte ist spannend und solide erzählt. Und doch bleibt das Gefühl, man hat das schon irgendwo mal gesehen. Gut, man muß nicht immer das Rad neu erfinden, aber ein kleiner neuer Ansatz hätte den Film über den gehobenen Durchschnitt hinausgehoben. Denn Potential bietet das Drama genug.

Ebenfalls mit einer Mission im Hinterkopf macht sich Julian auf die Reise. Zu Fuß von Berlin nach Süddeutschland, das ist seine Mission – um durch die Kraft des Gehens den todkranken Vater seines besten Freundes zu heilen. Unterwegs schließen sich ihm eine überarbeitete Ärztin und eine erschöpfte Mutter an, um die Strecke gemeinsam zu bewältigen. Der Mann, der über Autos sprang ist ein seltsamer Film. Schon allein die Grundidee klingt zu krude, um wirklich zu überzeugen. Und doch schafft es Regisseur Nick Baker Monteys, der Geschichte eine logische Konsequenz zu verleihen, die man als Zuschauer bereitwillig annimmt. Vor allem kreiert er immer wieder große Kinomomente, die in wunderschönen Bildern das Irrationale glaubhaft machen, und kann in diesen Sequenzen am stärksten überzeugen. Der Mann, der über Autos sprang schafft es immer wieder, das Kino in seiner wahrnehmungspsychologischen Parallele zum Traum zu begreifen und sich so, ganz selbstverständlich, über Grenzen des Rationalen hinwegzusetzen. Leider mischen sich aber auch immer wieder einige holprige, philosophisch-weise Momente dazwischen, die in ihrer Neunmalklugheit die ganz eigene Magie des Films immer wieder schwächen.

Eine ganz eigene Faszination strahlt die traute Zweisamkeit auf Simone aus. Nach einem One-Night-Stand in der Silvesternacht ist sie schwanger. Als sie den Vater des Kindes zufällig wiedertrifft erzählt sie ihm davon, und allen Erwartungen entgegen, ist er begeistert von dieser Tatsache und möchte mit ihr leben. Die beiden ziehen zusammen und scheinen ein erfülltes Leben zu führen, doch Simone findet diese Idylle mehr und mehr bedrohlich. Glückliche Fügung von Isabelle Stever, der in der Sektion »Saarbrücker Premieren« läuft, ist ein Psychothriller ohne Thriller. Und eigentlich auch ohne Psycho. Ihr gelingt es, aus der Harmonie des Alltags, aus dem, was den meisten Menschen als erstrebenswert gilt, ein unangenehmes Brummen zu machen. Vor allem Hauptdarstellerin Annika Kuhl verleiht mit ihrer Mimik und Gestik dem Geschehen eine Dramatik griechischen Ausmaßes, obwohl eigentlich nichts passiert. Ein seltsames Unwohlsein, gefangen in klaren elegischen Einstellungen, unaufgeregt und irritierend. Selten war das Grauen so häuslich. 2011-01-19 16:22

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