Von Ralf Möller
Das Ende des Jahrtausends scheint so etwas wie eine apokalyptische Grundstimmung hervorzurufen. Diese manifestiert sich, wie kann es anders sein, auch im Kino, wo der spekulative Umgang mit dem Untergang der Welt immer wieder periodisch auftauchte. Was Mitte der 90er Jahre mit
The Rapture,
Strange Days und
Sieben begonnen hat, findet nun in den Asteroidenfilmen des Sommers seinen Fortgang. Gleich zwei konkurrieren in sehr kurzem Abstand um die Gunst des Publikums. Die Nase vorn, zumindest was den Start angeht, hat
Deep Impact.
Mimi Leders Film ist eine eigenwillige Mischung aus Beiläufigkeit und Pathos, aus großem Melodrama und nüchterner Reportage, der Motive aus den apokalyptischen Filmen der 50er gleichsam mit denen des 70er-Jahre-Katastrophenfilms mixt. Dem gegenüber steht Michael Bays
Armageddon. Dieser bietet wieder jene stilsichere Melange aus Eleganz und Helden-Epos, die schon Bays früheren Filme
Bad Boys und
The Rock auszeichnete. Doch besitzt
Armageddon auch jenen Spaß an der Zerstörung, der mit
Independence Day seinen Anfang nahm. Wenn zu Beginn des Films ein Meteorregen auf New York City herniedergeht, sitzt man staunend und gleichzeitig auch glücklich erregt in seinem Sitz, ein infantiler Spaß an dieser unglaublichen Fiktion der Destruktion. Die Vernichtung der Welt als großes Happening zu zelebrieren und gleichzeitig die Rettung der Erde mal wieder in Bruce Willis' Hände zu legen – das ist
Armageddon.
Der Ölbohrspezialist Harry S. Stamper (Bruce) und sein Team von Individualisten sollen den Meteor zerstören. Hier wird der große Mythos des amerikanischen Pioniergeistes beschworen. Die Retter der Menschheit sind keine reinen Patrioten, sondern eher Abenteurer und Glücksritter, die das Wort Ehre genauso schätzen, wie das Wort Geld.
1970-01-01 01:00